Ganz persönlich: Leben und tauchen
mit Ventrikelshunt - Das geht

Ende 2013 wurde bei mir ein intraventrikulärer Hirntumor diagnostiziert, der im "Aquädukt" sitzt und den Abfluß des Hirnwassers verhindert, was zu einem Ansteigen des Hirndrucks führt - der Fachbegriff ist Hydozephalus.
Therapiert wurde die Sache durch deine Notoperation im Klinikum Fulda (Danke für die Rettung meines Lebens!): Trepanation des Schädels, Drainieren des Ventrikels. Anschließend wird ein ventrikulo-peritonealer Shunt gelegt: Ein Ventil regelt nun den Abfluß des Wassers, ein Schlauch leitet es in meine Bauchhöhle, wo es resorbiert wird.
Wer sowas hinter sich hat, denkt zunächst nicht mehr ans Tauchen. Auch Ärzte aus meiner Bekanntschaft meinten, damit sei es für mich jetzt vorbei. Das Loch im Schädel, der Wasserdruck... Aber ich bin seit vielen Jahren (nebenberuflich) Tauchlehrer. Mich fasziniert die Unterwasserwelt. Und es macht mir immer noch Freude, jungen Leuten die Grundlagen des Sports nahezubringen. Also begann ich, am Thema zu arbeiten: Das Shunt-System besteht im Prinzip aus zwei Schläuchen und einem Ventil. Vollständig mit Flüssigkeit gefüllt. Und flüssigkeitsgefüllte Systeme: Sie sollten beim Tauchen keinen Ärger machen.
Das Internet gab wenig zum Thema her. Ich fand allerdings die Abhandlung eines Neuropathologen, Professor Michael Swash, tätig am Royal London Hospital. Der befürchtet keine grundsätzlichen Probleme (sofern die Ventrikel normal groß sind, du keine sonstigen neurologischen Probleme zurückbehalten hast und über normale Tauchtauglichkeit verfügst).
Mit diesem Wissen bin ich zu einem Arzt für Tauch- und Überdruckmedizin gegangen. Der hat noch um das Gutachten eines Neurologen gebeten: Dort mußte ich auf einer weißen Linie balancieren, bei geschlossenen Augen die Fingerspitzen zusammenführen, er hat meine Reflexe geprüft - solche Sachen. Neurologisch war alles in Ordnung. Also: Lungenfunktionstest, Belastungs-EKG. Ebenfalls alles in Ordnung.
Und dann gab´s - zur Belohnung - ein tauchsportärztliches Attest. Seither habe ich, ohne irgendwelche Schwierigkeiten, viele Tauchgänge in deutschen Seen und im Mittelmeer gemacht. Ich habe einigen jungen Menschen das Tauchen beigebracht.
Fazit: Wer mit Hydrocephalus und Shunt herumläuft und den Wunsch verspürt, Taucher zu werden - der sollte das tun. Es geht. Wie Ihr seht.
 
Fragen? Infos dazu: Stephan Siemon, Ochsenberg 2, 63607 Wächtersbach / Telefon: 0175-1065208